Ingolstadt,

Ausbildungsmarathon und Ernstfall: 55 THWler rund um die Uhr im (Ausbildungs-)Einsatz

Kommt das THW in den Einsatz, sind moderne Rettungsausrüstung und -fahrzeuge erforderlich. Aber ohne eine fundierte Aus- und Weiterbildung der Einsatzkräfte können die komplexen Schadenslagen, in denen das THW tätig wird, nicht abgearbeitet werden. Die Einsatzkräfte des Ingolstädter THW führen, zusätzlich zu denen monatlichen Ausbildungsdienstagen und -samstagen, daher einmal pro Jahr ihre sog. "Zweitagesübung" durch. Von Samstag 8 bis Sonntag 14 Uhr heißt es für die Ehrenamtlichen dann, die unterschiedlichsten Einsatzszenarien zu trainieren. An diesem Samstag war es wieder soweit: 25 Ingolstädter Aktive, in diesem Jahr unterstützt durch weitere 30 Helferinnen und Helfer aus den Ortsverbänden München-Ost und Landshut übten am Wasserübungsplatz der Bundeswehr, was im Einsatzfall auf das THW so alles zukommen kann.

Wenn 15 Einsatzfahrzeuge des THW mit Blaulicht durch die Stadt fahren, dann ist etwas Großes im Gange. An diesem Samstag jedoch glücklicherweise kein Großeinsatz, sondern die alljährliche Zweitagesübung der Ingolstädter THWler. Die Helfer hatten sich an diesem Wochenende mit ihren Kollegen aus München und Landshut zusammengetan und übten - wieder einmal bei strömendem Regen - einige der Rettungstechniken, die bei Katastropheneinsätzen angewendet werden müssen.

Nach einer ersten Einweisung in die Lage fuhren die Helferinnen und Helfer mit ihren Fahrzeugen in Richtung Wasserübungsplatz der Bundeswehr, dem diesjährigen Übungsgelände.

Hier wurden die Einsatzkräfte von ihren Ausbildern mit unterschiedlichen Übungsszenarien konfrontiert:

Die Kräfte der Fachgruppe Räumen (Experten für die Beräumung von Einsatzstellen und den provisorischen Wegebau), erhielten als Aufgabe, großflächig Erdreich abzutragen. Angenommen wurde eine Leckage in einer Erdölpipeline, die das umliegende Gelände kontaminiert hatte. Darüber hinaus galt es, einen Erdwall aufzuschütten, der in Hochwasserlagen eingesetzt wird.  

Darüber hinaus errichteten die Helfer einen Graben, wie er beispielsweise bei der Verlegung von Wasser- und Stromleitungen verwendet wird.

Zum Einsatz kamen an dieser Übungsstation die Räumexperten der Ortsverbände Landshut, München Ost, sowie Ingolstadt, die mit ihren schweren Bergungsräumgeräten, Baggern und Kippern, die Übungsaufgaben abarbeiteten.

Zeitgleich wurden die Helferinnen und Helfer der Ingolstädter Bergungsgruppen in ihre erste Übungsaufgabe eingewiesen: bei einem Gefahrgutunfall kam es - so die Annahme der Ausbilder - zu einer Leckage in einem Behälter mit einer unbekannten Flüssigkeit. Da der Behälter mit einer Gefahrgutkennzeichnung versehen war uns es zu Rauchentwicklung kam, standen die Helfer vor der Aufgabe, zunächst die Lage unter schwerem Atemschutz zu erkunden und anschließend eine verletzte Person aus dem Gefahrenbereich zu retten. Da diese Person mit dem Gefahrstoff in Verbindung gekommen war, wies der Gruppenführer die Kontamination des Verletzten  an, bevor dieser an den Rettungsdienst übergeben werden konnte. Hierfür mussten die Helfer der Bergungsgruppe eine behelfsmäßige Kontaminationsanlage errichten und betreiben.

Auch der Nachmittag stand für die Einsatzkräfte unter dem Motto "Gefahrgut". Da in Ingolstadt die "Transalpine Ölleitung" (TAL) endet, sind im gesamtem Stadtgebiete mehrere Ölsperren stationiert, die das THW im Ernstfall aufbaut und so die Ausbreitung des Öls auf den Flüssen in und um Ingolstadt verhindert. Damit auch dies im Einsatzfall reibungslos funktioniert, trainierten die Helfer den Aufbau dieser Ölsperren. Unterstützt durch die Betreiber der Pipeline hatten die Einsatzkräfte bis 17 Uhr - nach wie vor bei strömendem Regen - alle Hände voll zu tun.

Neben der Fachgruppe Räumen aus den drei Ortsverbänden und der Bergungsgruppe aus Ingolstadt waren am Samstag noch die Fachgruppe Wassergefahren und einige Helfer der Bergungsgruppe aus Landshut mit von der Partie. Diese übten die unterschiedlichsten Rettungsmanöver zu Wasser. Angefangen von einfachen Bootsmanövern bis hin zum Abseilen von Personen von einer Brücke auf eines der THW-Boote.

Und auch die Köche der drei THW Gruppen waren im Einsatz, um für das "leibliche Wohl" der Helfer zu sorgen.

Völlig durchnässt kamen die letzten Einsatzkräfte gegen 21.30 Uhr in die Unterkunft und hatten nun auch die Möglichkeit, mit ihren Kollegen aus den anderen Ortsverbänden über dies und das zu fachsimpeln.

Sonntag Früh um 8 Uhr war die Nacht wieder vorbei.  Während die THWler aus München und Landshut in Richtung Heimat aufbrachen, erhielten die Ingolstädter ihren nächsten "Einsatzauftrag". In einem Waldstück wurde eine Person vermisst. Die Helfer bildeten eine Suchkette und mussten die vermisste Person in einem angrenzenden Wald zwischen Büschen und Sträuchern suchen. Hier zeigte sich schnell die besondere Herausforderung bei einer solchen Suchaktion: um ein Auseinanderreißen der Suchkette zu vermeiden, müssen die Helfer im gleichen Tempo und im ständig gleichen Abstand vorgehen. Und dies unabhängig davon, wie dick das Dickicht ist und welche Bäume sich den Helfern gerade in den Weg stellen.

Nach Fund der Person wurden die Einsatzkräfte vor die nächste Herausforderung gestellt: es wurde angenommen, dass zur Rettung der verletzten Person nur ein Rettungsweg zur Verfügung stehen würde: der Weg über die Donau zum dort wartenden Rettungsdienst. Die Donau sollte, so die Vorgabe, mittels einer Seilbahn überwunden werden. Mittels Boot wurde das Stahlseil auf das gegenüberliegende Seite der Donau gezogen und dort verankert. Mit dem sog. "Schleifkorb" konnte die "verletzte Person" schließlich über die Donau gezogen werden.

Mit dieser Aufgabe war das Ausbildungsprogramm für dieses Wochenende beendet; so zumindest der Plan, der - wie sich später herausstellen sollte - nicht ganz aufgehen sollte.

Die Helfer rückten in ihre Unterkunft ein und sorgten mit Dampfstrahler & Co dafür, alle Fahrzeuge wieder zu reinigen und einsatzbereit zu machen.

Gegen 15 Uhr ging dann auch das letzte Garagentor herunter und die Ehrenamtlichen konnten in das wohlverdiente Wochenende starten. Vorerst.

Auch wenn der Starkregen mittlerweile aufgehört hatte, waren die Kollegen der Feuerwehren seit Samstag im Dauereinsatz. Am Sonntag Abend, keine fünf Stunden nach Ende ihrer Übung, wurden die THWler zur Unterstützung nachalarmiert. Und  so konnten die Helfer doch noch eine Lerneinheit in die Praxis umsetzen, die die Ausbilder eigentlich schon für den Samstag geplant, aber im Laufe der Vorbereitungen wieder verworfen hatten: die Durchführung von Pumparbeiten.


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