Ingolstadt,

…fährt ein blaues Auto auf der Donau…

Ein Unwetter hat eine Brücke weggerissen. Einwohner sind von der Außenwelt abgeschnitten. Wie können Rettungskräfte, Gerätschaften (bspw. Pumpen und Stromaggregate) und Fahrzeuge zu den eingeschlossenen Personen gebracht werden? THW Experten aus Nordenham (Niedersachsen) und Ingolstadt fanden im Rahmen ihrer mehrtägigen Übung an der Donau eine beeindruckende Lösung für diese Frage.

Bei großen Schadensfällen können THW Einheiten aus dem gesamten Bundesgebiet zusammen gezogen werden. So ist im Normalfall Größeres im Gange, wenn sich Einsatzkräfte aus Niedersachsen ins 730 Kilometer entfernte Ingolstadt auf machen. Nicht so an einem der langen Wochenenden im Mai: seit vielen Jahren besteht eine Freundschaft zwischen den THW Ortsverbänden aus diesen Städten und die Helferinnen und Helfer der Fachgruppen „Wassergefahren“ treffen sich einmal jährlich für ein gemeinsames Übungswochenende. Heuer waren die Ingolstädter wieder die Ausrichter dieser Übung.

Donnerstag früh ging es los. Zumindest für die Ingolstädter. Die fünf Helfer aus Nordenham hatten zu diesem Zeitpunkt schon über 700 Autobahnkilometer in den Knochen und freuten sich denn auch auf einen Kaffee, bevor es um 9 Uhr mit der eigentlichen Übung los ging.

Erster Agendapunkt war der Aufbau der Ingolstädter Arbeitsplattform. Hierbei handelt es sich um einen Bausatz aus Leichtmetallpontons, Träger und Fahrbahnplatten, mit dem die Helfer im Einsatzfall schwere Lasten auf dem Wasser transportieren, Brücken und Anleger und viele Konstruktionen mehr errichten können.

Gegen Mittag war die Arbeit getan, so dass eines der Highlights dieses Wochenendes stattfinden konnte: am vorigen Wochenende hatten die Ingolstädter die baugleiche Arbeitsplattform der THW Kollegen aus Donauwörth aufgebaut. Ziel der nächsten Übung war es, die beiden Plattformen während der Fahrt zu verbinden und somit ein Wasserfahrzeug zu bauen, mit dem auch Fahrzeuge transportiert werden können.

Die Steuerung einer Plattform mit zwei Außendbordmotoren ist an sich schon nicht ganz einfach. Beide aber so neben einander her fahren zu lassen und sie schließlich während der Fahrt zu koppeln, das ist Millimeterarbeit. Nachdem dieses Manöver gelungen war, stand der Rest des Tages ganz im Zeichen des Übens unterschiedlicher Fahrmanöver.

Parallel hatte der Ingolstädter Bootsprüfer alle Hände voll zu tun: die THWler hatte sich, zur Aufstockung des Fuhrparks ein gebrauchtes Kunststoffboot gekauft und dieses in mehrmonatiger Handarbeit generalüberholt. Am Freitag musste es nun beweisen, dass es fahrtüchtig ist und das Zeug dazu hat, Mensch und Material im Einsatzfall sicher zu transportieren. So viel Vorweg: die Plakette wurde erteilt.

Der Abend klang schließlich in der Unterkunft aus. Bei so manchen Fachsimpeleien über das THW.

Für den Freitag stand die Belastungsprobe für die gekoppelte Arbeitsplattform an: der Mannschaftbus der Ingolstädter sollte über die Donau transportiert werden. Hierfür wurde die Plattform (bis dahin bestehend aus vier Pontons) um ein Ponton verkleinert. Nach Verladung des Busses fuhr die Plattform denn auch, angetrieben von den Außenbordern, stromaufwärts Richtung Innenstadt.

So ging auch dieser Tag schneller vorbei, als gedacht.

Nach zwei Tagen zu Wasser stand nun der Abbau der beiden Arbeitsplattformen auf dem Programm. Eine „Materialschlacht“, bei der sich abermals der Ladekran als einer der wichtigsten „Helfer“ entpuppte.

Als Abschluss nutzten die THWler dann noch die perfekte Übungsmöglichkeiten des Wasserübungsplatzes der Pioniere: die LKW Fahrer hatten hier die Möglichkeit, ihre schweren Einsatzfahrzeugen durch das Gelände zu manövrieren.

Auf dem Weg zurück zur Unterkunft fuhren die Einsatzkräfte dann noch kurz am Baggersee vorbei, um zwei ihrer Boote für den Triathlon am kommenden Tag zu Wasser zu lassen.

Nach 3 intensiven Ausbildungstagen machten sich die Niedersachsen am Sonntag dann wieder auf den Heimweg. Nicht ohne vorher den Termin für das nächste Treffen im kommenden Jahr zu vereinbaren; wenn sich dann die Bayern auf den Weg in den hohen Norden machen werden.

Und so zeigte sich an diesem Wochenende wieder ein Unikum des THW: alle Helfer sind bundesweit identisch ausgebildet und arbeiten mit dem gleichen Gerät. So kann eine THW Einheit aus Köln ohne Probleme mit einer Pumpe aus Berlin in einen Hochwasser bei München eingesetzt werden. Dies ist ein immenses Einsatzpotenzial im deutschen Bevölkerungsschutz; das sich in dieser Art und Weise – wenn überhaupt – nur in wenigen Ländern dieser Erde wiederfinden lässt.


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