Ingolstadt,

35 Helfer, 35 Stunden, 500 Sandsäcke, 10 Tonnen Sand

Tritt die Donau über die Ufer, werden Unmengen an Sandsäcken benötigt. Aber nicht nur die Beschaffung von Sand und Säcken will im voraus geplant sein, damit es im „Fall der Fälle“ schnell geht. Auch das richtige Füllen und Stapeln der Säcke sowie die richtige Abdichtung von Sickerstellen in Dämmen muss regelmäßig trainiert sein. So lautete das Motto der diesjährigen Zweitagesübung des Ingolstädter THW „Hochwasserschutz und Deichverteidigung“.

Egal ob Sturmflut oder Flusshochwasser: für die Bewältigung von Hochwasserkatastrophen werden sehr viele Helferinnen und Helfer benötigt. Und das nicht nur für ein paar Stunden, sondern über Tage oder Wochen. So zieht das THW, eine Bundesbehörde im Bundesinnenministerium, regelmäßig seine Einsatzkräfte aus dem ganzen Bundesgebiet zusammen, um Fluten, sowie deren Nachwirkungen Herr zu werden. „Deichverteidigung und Hochwasserschutz“ gehört somit zum grundlegenden Handwerkszeug eines jeden THWlers. Egal ob der 12-jährige Junghelfer in der Jugendgruppe oder die 50jährige Helferin in der Einsatzeinheit: das richtige Füllen und Stapeln findet sich in den Lerneinheiten aller Ausbildungsstufen des THW.

Unter fachkundiger Anleitung von THWler Wolfgang Zöpfl, Zugführer und Technischer Berater Deichverteidigung, drehte sich für die Helferinnen und Helfer des Ingolstädter Ortsverbands im Rahmen der alljährlichen Zweitagesübung am 09./10. September alles um Sand und Deiche.

Angenommen wurde eine Unwetterkatastrophe, die einen Damm aufgeweicht hatte. Aufgabe war es, diesen Deich zu sichern und so eine weitere Beschädigung des Deiches zu verhindern.

Nach einer theoretischen Einweisung ging es ran an die Schaufeln: auf die Helfer warteten 10 Kubikmeter Sand, die es in die bereit gestellten Sandsäcke zu befördern galt. Und so wurde den Helfern eines sehr schnell klar: ohne körperliche Anstrengung und so manchen Muskelkater, der sich in den darauffolgenden Tagen gezeigt haben dürfte, geht es auch heute – trotz aller technischer Hilfsmittel -  nicht von statten, wenn es gilt, Hochwasser zu bekämpfen.

Die Befüllung der Säcke (in Summe kamen rund 800 Stück und drei sog. „bigpacks“ je 1.000 kg zusammen) war gegen Mittag abgeschlossen. Damit war die Grundlage für Teil 2 der Übung gelegt: den Transport der Säcke zur Unglückstelle. Während der weitaus größte Teil auf Paletten gestapelt mit dem Tieflader transportiert werden konnte, sollte eine Palette auf dem Wasserweg transportiert werden. Besondere Herausforderung: zum Verladen der Säcke mussten die Helfer mit dem sog. „Einsatzgerüstsystem“ zunächst einen Anleger bauen, damit das mitgebrachte Ponton im seichten Wasser anlegen konnte. Für die Bootsführer hieß es schließlich, die Ladung richtig zu verstauen und zu sichern, damit beim Transport mit dem Boot, gerade bei starker Strömung, keine Ladung verrutscht und das Boot zum Kentern bringt.

An dieser Stelle mussten die Teilnehmer der Jugendgruppe, die die Übung tatkräftig unterstützt hatten und fest mit angepackt hatten, leider nach Hause.

Teil 3 der Ausbildung bestand schließlich darin, die Sandsäcke am Deich richtig zu stapeln und mittels einer sog. „Quellkade“ eine Sickerstelle im Deich abzudichten.

Gegen 18 Uhr ging es vom Wasserübungsplatz der Bundeswehr, wo die Übung stattgefunden hatte, zurück in die Unterkunft.

Beendet war der Ausbildungstag damit jedoch noch lange nicht: nach gemeinsamen Abendessen bestiegen die Helfer wieder ihre Fahrzeuge und rückten in den Ingolstädter Westen aus. An zwei Stellen sind dort Ölsperren der Transalpinen Ölleitung (TAL) gelagert, die das THW im Fall von Störungen in der Pipeline aufbaut. So gehört die Montage dieser Sperren zum alljährlichen Ausbildungsplan der Einsatzkräfte. In diesem Jahr übten die THWler den Aufbau der Ölsperren bei Nacht; halten sich Unglücke und Störfälle doch in den seltensten Fällen an Tageszeiten…

Gegen 22 Uhr war dann auch dieser Übungsteil beendet und die letzten Garagentore fuhren gegen 22.30 herunter.

Nach einer gemeinsamen Nacht in der THW Unterkunft und einem Frühstück warteten gegen 9.30 die nächsten Übungsszenarien auf die Helfer: es ging nach Hepberg auf den Truppenübungsplatz der Bundeswehr. Für Sicherungsarbeiten durch die Polizei sollte eine Strecke von 500 Metern ausgeleuchtet werden.

Kaum war dieser Auftrag erfolgreich abgearbeitet, meldete sich die Einsatzleitung mit dem nächsten Auftrag für die beiden Bergungsgruppen.

Die erste Bergungsgruppe wurde zu einem Haus (ebenfalls in Hepberg) gerufen. In diesem Haus wurde eine Person vermisst. Problematisch war, so das Szenario, dass der Eingangsbereich des Hauses  durch Trümmer verschüttet war; die Helfer mussten sich von außen einen Zugang in der zweiten Etage des Hauses verschaffen. Kurz nach Erkundung des Gebäudes kam die Meldung, dass die Person gefunden wurde. Als einzige Möglichkeit, den „Patienten“ aus dem Haus zu retten, war ein Fenster im 1. OG. Der „Leiterhebel“ musste her. Hierbei handelt es sich um eine Rettungsmethode, bei der eine Trage mittels einer Leiter herabgelassen werden kann.

Die zweite Bergungsgruppe wurde zeitgleich zu einem weiteren Übungseinsatz nach Mailing gerufen. Ein Anwohner hatte zwei Fässer gemeldet, aus denen eine unbekannte Flüssigkeit auslief. Ausgestattet mit besonderer Schutzbekleidung dichteten die Einsatzkräfte die Fässer behelfsmäßig ab und sorgten für den ordnungsgemäßen Abtransport.

Was die Übungsinhalte anging, war damit das diesjährige Ausbildungswochenende beendet. Doch ein Tagesordnungspunkt erwartete die Helfer noch: das Wiederherstellen der Einsatzbereitschaft und die Reinigung der Fahrzeuge. Angesichts des regnerischen Wetters an diesem Wochenende eine dringend angesagte Maßnahme.

Am frühen Nachmittag fuhr der letzte der Helfer schließlich vom Hof; mit Muskelkater, dreckiger Einsatzbekleidung, aber auch neuen Erkenntnissen für den Fall, dass die Donau mal wieder über die Ufer tritt.


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